Veröffentlicht am März 15, 2024

Die wirksamste Methode zum Schutz der Artenvielfalt ist nicht Ihre Spende, sondern Ihr direkter, messbarer Eingriff in Ihr lokales Umfeld.

  • Ein naturnaher Garten besitzt das gleiche ökologische Potenzial wie ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet.
  • Schon kleine Flächen wie Balkone werden zu entscheidenden Trittsteinbiotopen im städtischen Raum.

Empfehlung: Beginnen Sie mit der Umwandlung nur eines Quadratmeters Ihres Rasens in eine Wildblumenwiese. Der messbare Erfolg wird Sie motivieren.

Das leise Summen von Bienen, das Zwitschern von Vögeln im Gebüsch – diese Klänge der Natur werden in Deutschland immer seltener. Die Sorge um das Artensterben ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und viele umweltbewusste Menschen fragen sich: Was kann ich wirklich tun? Die üblichen Antworten sind oft passiv: Geld an große Organisationen spenden, Petitionen unterschreiben. Diese Handlungen sind wichtig, doch sie schaffen eine Distanz zum eigentlichen Problem und die Wirkung bleibt abstrakt.

Was wäre, wenn der größte ökologische Hebel, den Sie als Privatperson haben, direkt vor Ihrer Haustür liegt? Was, wenn Ihr eigener Garten, Ihr Balkon oder sogar nur ein Blumenkasten das Potenzial hat, ein wirksames Refugium für bedrohte Arten zu werden? Viele glauben, Artenschutz sei eine Aufgabe für Experten und große Flächen. Doch dieser Gedanke ist ein Trugschluss. Die wahre Kraft liegt in der dezentralen, vernetzten Handlung vieler Einzelner.

Dieser Artikel bricht mit der Vorstellung des passiven Artenschutzes. Er ist ein handlungsaktivierender Leitfaden, der zeigt, wie Sie mit wissenschaftlich fundierten und lokal verankerten Maßnahmen eine messbare Wirkung erzielen. Wir werden die immense Bedeutung privater Flächen aufzeigen, Ihnen sieben konkrete Schritte zur Schaffung eines Biodiversitäts-Hotspots an die Hand geben und Ihnen zeigen, wie Sie den Erfolg Ihrer Bemühungen selbst beobachten und messen können. Es geht nicht um Perfektion, sondern um die bewusste Entscheidung, jeden Quadratmeter als Teil des Ökosystems zu begreifen und zu gestalten.

Der folgende Leitfaden bietet eine strukturierte Übersicht über die wirksamsten Maßnahmen, die Sie ergreifen können, von der grundlegenden Motivation bis hin zum Verständnis größerer Zusammenhänge. Jeder Abschnitt liefert Ihnen das nötige Wissen, um sofort aktiv zu werden.

Warum Ihr Garten mehr für die Artenvielfalt tut als eine 50 € Spende an den WWF?

Die Nachrichten sind alarmierend und erzeugen oft ein Gefühl der Ohnmacht. Eine der bekanntesten wissenschaftlichen Untersuchungen, die Krefelder Studie, belegt einen dramatischen Rückgang der Insektenbiomasse um 76 Prozent in deutschen Schutzgebieten seit 1990. Angesichts solcher Zahlen erscheint der eigene Beitrag wie ein Tropfen auf den heißen Stein, und eine Spende an eine große Organisation wirkt wie die logische Konsequenz. Doch diese Perspektive übersieht das gewaltigste, ungenutzte Potenzial für den Artenschutz in Deutschland: private Gärten.

Stellen Sie sich vor: In Deutschland gibt es rund 17 Millionen Privatgärten. Zusammen ergeben sie eine Fläche von 6.800 Quadratkilometern. Das ist eine gewaltige Zahl, die in etwa der Gesamtfläche aller Naturschutzgebiete in Deutschland entspricht. Während Schutzgebiete isolierte Inseln der Biodiversität sind, haben private Gärten das Potenzial, ein flächendeckendes Netz von Lebensräumen zu bilden – sogenannte Trittsteinbiotope. Diese kleinen Oasen ermöglichen es Arten, sich zwischen größeren Lebensräumen zu bewegen, sich auszubreiten und genetisch auszutauschen. Eine Spende unterstützt bestehende Schutzgebiete, aber Ihr Garten *schafft* aktiv neuen, dringend benötigten Lebensraum.

Die Wirkung ist keine Theorie, sie ist nachgewiesen. In naturnahen Gärten wurden bereits über 2.500 Tierarten gezählt. Ihr Garten ist somit nicht nur ein privater Rückzugsort, sondern ein mächtiger ökologischer Hebel. Jede heimische Pflanze, jeder Totholzhaufen und jede Wasserstelle ist ein direkter, aktiver Beitrag, der die lokale Artenvielfalt messbar erhöht – oft mit mehr direktem Einfluss als eine passive finanzielle Unterstützung.

Welche 7 Maßnahmen verwandeln Ihren Garten in ein Biodiversitäts-Refugium?

Die Umwandlung eines konventionellen Gartens in eine Oase der Artenvielfalt erfordert keine radikalen Umbrüche, sondern eine Reihe gezielter, strategischer Entscheidungen. Das Problem ist nicht der Mangel an Willen, sondern die Verbreitung von unwirksamen oder sogar schädlichen Praktiken. Eine Analyse von Gärten in Bayern durch Andreas Zahn offenbarte eine erschreckende Realität: Nur 11 % der untersuchten Gärten waren naturnah gestaltet.

Nur 11 % der Gärten waren naturnah, wohingegen 40 % als naturfern und gar 32 % als ‚extrem naturfern‘ eingestuft wurden.

– Andreas Zahn, Analyse von 646 Hausgärten in Waldkraiburg, Bayern

Um Ihren Garten in die Kategorie der wertvollen 11 % zu heben, empfiehlt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) sieben Kernmaßnahmen, die eine maximale Wirkung auf die lokale Fauna und Flora haben. Diese basieren auf dem Prinzip, die drei wichtigsten Lebensgrundlagen bereitzustellen: Nahrung, Nistplätze und Wasser.

  • Auf Torf verzichten: Torfabbau zerstört einzigartige Moore und die darauf spezialisierten Arten. Nutzen Sie torffreie Erde, um diese wertvollen Ökosysteme zu schützen.
  • Heimische Bäume und Sträucher pflanzen: Arten wie Vogelkirsche, Linde, Holzapfel oder heimische Wildrosen bieten unzähligen Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum. Sie sind die Grundpfeiler eines jeden Naturgartens.
  • Totholzecken und Reisighaufen anlegen: Totes Holz ist voller Leben. Es dient als Kinderstube für Käfer, als Versteck für Igel und als Nahrungsquelle für viele Organismen.
  • Wasserstellen schaffen: Ein naturnaher Teich oder sogar ein Miniteich im Kübel wird schnell zur gefragten Wasserquelle für Vögel und zum Lebensraum für Libellen und Molche.
  • Wilde Ecken zulassen: Eine Ecke mit Brennnesseln ist kein Unkraut, sondern die Kinderstube für die Raupen von Schmetterlingen wie dem Tagpfauenauge und dem Admiral.
  • Wildblumenwiese statt Einheitsrasen: Ein kurz gemähter Rasen ist eine ökologische Wüste. Schon ein kleiner Streifen mit gebietseigenen Wildpflanzen ernährt unzählige Wildbienen und Schmetterlinge.
  • Sinnvolle Nisthilfen anbieten: Insektenhotels sind nur dann nützlich, wenn sie korrekt gebaut sind. Wichtig sind saubere Bohrlöcher mit 6-8mm Durchmesser in Hartholz und markhaltige Stängel.

Kein Garten? Wie Sie auch auf 5 m² Balkon oder in der Stadt Artenvielfalt schaffen?

Die Vorstellung, dass Artenschutz große Flächen benötigt, ist einer der größten Hemmschuhe für das Engagement in der Stadt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Gerade in urbanen, versiegelten Landschaften kann ein blühender Balkon eine überlebenswichtige Rolle spielen. Die Frage ist nicht, *ob* ein kleiner Balkon etwas für die Artenvielfalt bringt, sondern *wie* er zu einem maximal wirksamen Trittsteinbiotop wird.

Ein Trittsteinbiotop ist eine kleine Lebensrauminsel, die es Tieren – insbesondere fliegenden Insekten wie Wildbienen und Schmetterlingen – ermöglicht, größere Distanzen in einer sonst lebensfeindlichen Umgebung zu überbrücken. Ihr Balkon wird so zu einer Art „Tankstelle“ und Rastplatz im städtischen Grau. Mit den richtigen Pflanzen wird selbst der kleinste Raum zu einem Hotspot des Lebens.

Urbaner Balkon mit heimischen Wildpflanzen und Insektenbesuchern als Trittsteinbiotop

Das Erfolgsrezept ist einfach: Maximieren Sie das Angebot an Nahrung und Nistmöglichkeiten. Verwenden Sie ausschließlich heimische Wildpflanzen wie Glockenblumen, Wiesensalbei oder Wilde Malve in Ihren Kästen und Kübeln. Diese bieten Pollen und Nektar, der perfekt auf die heimische Insektenwelt abgestimmt ist. Ergänzen Sie dies durch eine kleine Wasserstelle (eine flache Schale mit Steinen genügt) und eine Nisthilfe für Wildbienen. Der Schlüssel ist die Strukturvielfalt auf kleinem Raum.

Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen ist keine bloße Hoffnung, sondern wird durch Projekte wie „Tausende Gärten – Tausende Arten“ belegt. Eine Untersuchung im Rahmen dieses Projekts zeigte messbar höhere Zahlen von Insektenarten in naturnah gestalteten Privatgärten und auf Balkonen. Jede einzelne Fläche, die nach ökologischen Kriterien wie dem Verzicht auf Pestizide und der Pflanzung gebietseigener Arten gestaltet wird, trägt nachweislich zum Erhalt der Biodiversität bei.

Der Öko-Perfektionismus: Warum ein „unperfekter“ Naturgarten besser ist als ein steriler Rasen?

Unsere Gärten sind oft ein Spiegelbild gesellschaftlicher Normen: aufgeräumt, ordentlich, kontrolliert. Der englische Rasen, akkurat geschnittene Hecken und beinahe klinisch saubere Beete gelten als Zeichen von Fleiß und Pflege. Doch aus ökologischer Sicht ist diese Perfektion eine Katastrophe. Ein solcher Garten ist eine grüne Wüste, die kaum einer Art Lebensgrundlage bietet. Angesichts der Tatsache, dass laut den Roten Listen bereits 42 Prozent der Insektenarten in Deutschland als bestandsgefährdet, extrem selten oder bereits verschollen gelten, ist ein Umdenken dringend erforderlich.

Der größte Fehler beim Insektenschutz im Garten ist der Drang zur übermäßigen Ordnung. Verwelkte Blütenstände werden sofort abgeschnitten, obwohl ihre Samen im Winter Vögel ernähren würden. Laub wird restlos entfernt, obwohl es Igeln und Insekten als Winterquartier dient. Jeder „Unkraut“ genannte Wildwuchs wird sofort gejätet, selbst wenn es sich um wertvolle Futterpflanzen handelt. Dieser Öko-Perfektionismus, der alles „sauber“ halten will, zerstört genau die Strukturen, die ein Ökosystem ausmachen: die Strukturvielfalt.

Ein naturnaher Garten feiert das Imperfekte. Ein Haufen alter Äste ist kein Abfall, sondern ein Totholz-Biotop. Eine verwilderte Ecke ist kein Zeichen von Nachlässigkeit, sondern eine Kinderstube für Schmetterlinge. Ein Haufen Laub ist ein 5-Sterne-Hotel für Igel. Es geht darum, die Perspektive zu wechseln und den ökologischen Wert hinter dem zu erkennen, was wir als „unordentlich“ empfinden.

Ein naturnaher Garten ist beileibe kein Zeichen für die Faulheit seines Besitzers, wohl aber sichtbarer Beweis eines ausgeprägten Umweltbewusstseins.

– NABU Hamburg, Leitfaden Naturnaher Garten

Akzeptieren Sie, dass Natur nicht nach den Regeln menschlicher Ästhetik funktioniert. Ein „unperfekter“ Garten, der Lebensräume bietet, ist unendlich viel wertvoller als ein steriler, perfekt manikürter Rasen. Die gute Nachricht ist: Weniger Arbeit bedeutet hier oft mehr Natur. Lassen Sie los und beobachten Sie, wie das Leben zurückkehrt.

Wie Sie in 3 Monaten sehen, ob Ihre Maßnahmen Insekten und Vögel zurückbringen?

Die größte Motivation für den aktiven Artenschutz ist der sichtbare Erfolg. Anders als bei einer anonymen Spende können Sie die Wirkungsmessung Ihrer Bemühungen selbst in die Hand nehmen. Sie müssen kein Biologe sein, um zu erkennen, ob Ihr Garten oder Balkon lebendiger wird. Mit einfachen Monitoring-Methoden können Sie die Rückkehr von Insekten und Vögeln systematisch beobachten und dokumentieren.

Der Schlüssel liegt in der Regelmäßigkeit und einem definierten Beobachtungsrahmen. Schon nach wenigen Wochen, in denen die ersten Wildblumen blühen, werden Sie eine Veränderung feststellen. Nach etwa drei Monaten, einem Sommerquartal, können Sie bereits eine deutliche Zunahme der Arten- und Individuenzahl feststellen, wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen. Die Beobachtung an sich wird zu einem faszinierenden Hobby und vertieft die Verbindung zur Natur direkt vor Ihrer Haustür.

Naturgärtner dokumentiert Schmetterlinge und Wildbienen im blühenden Garten

Um den Erfolg Ihrer Maßnahmen greifbar zu machen, ist ein strukturierter Ansatz hilfreich. Es geht nicht darum, jede einzelne Fliege zu bestimmen, sondern darum, Veränderungen und Trends zu erkennen. Die folgende Checkliste bietet einen praktischen Rahmen für Ihr persönliches Biodiversitäts-Monitoring.

Ihr Aktionsplan zur Erfolgskontrolle der Artenvielfalt

  1. Testfläche definieren: Wählen Sie einen repräsentativen Quadratmeter Ihrer neuen Wildblumenwiese oder einen bestimmten Blumenkasten als feste Beobachtungsfläche aus.
  2. Regelmäßig zählen: Führen Sie einmal pro Woche zur gleichen Tageszeit (z.B. sonntags um 14 Uhr) eine 15-minütige Zählung durch. Notieren Sie die Anzahl der Blütenbesucher (Bienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen).
  3. Arten bestimmen & dokumentieren: Nutzen Sie Apps wie NABU Insektenwelt oder ObsIdentify zur einfachen Artbestimmung. Ein Foto genügt oft. Führen Sie ein einfaches Tagebuch Ihrer Beobachtungen.
  4. Zeigerarten im Blick behalten: Achten Sie gezielt auf das Auftauchen von Bioindikatoren wie dem Siebenpunkt-Marienkäfer (zeigt Blattlaus-Vorkommen) oder verschiedenen Hummelarten.
  5. An Citizen-Science-Projekten teilnehmen: Laden Sie Ihre Beobachtungen auf Plattformen wie Naturgucker.de hoch oder nehmen Sie an Aktionen wie dem NABU „Insektensommer“ teil. So tragen Ihre Daten sogar zur echten Wissenschaft bei.

Welche 7 Regeln müssen Sie in Naturparks IMMER befolgen, um nicht zu schaden?

Der Schutz der Artenvielfalt endet nicht an der eigenen Gartentür. Wenn wir uns in größeren, ausgewiesenen Schutzgebieten wie Naturparks, Nationalparks oder Biosphärenreservaten bewegen, tragen wir eine besondere Verantwortung. Hier gelten strenge Regeln, die nicht dazu da sind, den Besucher zu gängeln, sondern um extrem empfindliche Ökosysteme und seltene Arten vor Störungen zu bewahren. Unwissenheit schützt hier nicht vor Schaden. Die Missachtung einfacher Verhaltensregeln kann fatale Folgen haben.

Viele Besucher sind sich nicht bewusst, wie empfindlich die Natur auf menschliche Präsenz reagiert. Ein scheinbar harmloser Spaziergang abseits des Weges oder der Start einer Drohne für ein schönes Urlaubsfoto kann eine Katastrophe für die lokale Tierwelt auslösen. Das oberste Gebot in allen deutschen Schutzgebieten ist daher: Minimieren Sie Ihren Einfluss. Dies lässt sich auf einige universelle Kernregeln herunterbrechen, die Sie verinnerlichen sollten, bevor Sie einen Naturpark betreten.

Die sieben wichtigsten Regeln sind:

  1. Auf den Wegen bleiben: Dies ist die wichtigste Regel. Abseits der Wege können Sie Nester von Bodenbrütern (z.B. im Wattenmeer) zerstören oder seltene Pflanzen zertrampeln. Ihre Anwesenheit kann Tiere zur Flucht veranlassen, was zur Aufgabe von Gelegen führt und den Bruterfolg ganzer Populationen gefährdet.
  2. Keinen Müll hinterlassen: Das sollte selbstverständlich sein, aber auch organische Abfälle wie Bananenschalen gehören nicht in die Natur. Sie verrotten nur langsam und können die Nährstoffzusammensetzung des Bodens verändern.
  3. Hunde anleinen: Auch der friedlichste Hund hat einen Jagdtrieb. Sein Geruch allein kann Wildtiere in Stress versetzen und sie aus ihren Verstecken vertreiben.
  4. Keine Pflanzen oder Tiere entnehmen: Jede Pflanze und jedes Tier erfüllt eine Funktion im Ökosystem. Das Sammeln von Pilzen, Beeren oder Blumen ist in Kernzonen von Schutzgebieten, wie etwa in Teilen von Biosphärenreservaten wie der Rhön, streng verboten, da es den Fortbestand seltener Arten gefährdet.
  5. Kein Feuer machen: Die Gefahr von Waldbränden ist, besonders in trockenen Sommern, extrem hoch. Nutzen Sie nur ausgewiesene Feuerstellen.
  6. Lärm vermeiden: Laute Gespräche oder Musik stören die Tierwelt und andere Besucher. Genießen Sie die Klänge der Natur.
  7. Drohnen am Boden lassen: Der Einsatz von Drohnen ist in den meisten deutschen Naturschutzgebieten gemäß Bundesnaturschutzgesetz strikt verboten. Das surrende Geräusch löst bei Brutvögeln Panik aus und kann sie dazu veranlassen, ihre Nester dauerhaft zu verlassen.

Welche 5 einzigartigen Pflanzen sollten Sie einmal im Leben gesehen haben – und wo?

Deutschland beherbergt eine faszinierende, aber oft übersehene botanische Vielfalt. Viele der schönsten und seltensten Pflanzen sind an extreme Standorte wie karge Kalkmagerrasen, alpine Höhen oder nährstoffarme Feuchtwiesen gebunden. Diese Spezialisten sind durch den Verlust ihrer Lebensräume stark bedroht und stehen unter strengem Schutz. Sie zu finden erfordert Geduld und Wissen über ihre Standorte, doch die Begegnung mit diesen botanischen Juwelen ist ein unvergessliches Erlebnis. Sie sind lebende Zeugen der einzigartigen Geologie und Klimabedingungen ihrer jeweiligen Region.

Eine Reise zu den Standorten dieser Pflanzen ist auch eine Reise durch die schönsten Naturlandschaften Deutschlands. Von den Orchideenwiesen der Schwäbischen Alb über die Bergwiesen des Harzes bis zu den Mooren im Alpenvorland – jede Pflanze erzählt eine Geschichte über ihren Lebensraum. Der Besuch dieser Orte schärft das Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit dieser Ökosysteme und die Notwendigkeit, sie zu schützen. Die folgende Tabelle stellt fünf dieser botanischen Besonderheiten vor und gibt Hinweise, wo und wann man sie mit etwas Glück entdecken kann.

Botanische Besonderheiten Deutschlands und ihre Standorte
Pflanze Vorkommen Blütezeit Besonderheit
Gelber Frauenschuh Kalkmagerrasen Schwäbische Alb Mai-Juni Größte heimische Orchidee
Arnika Bergwiesen im Harz Juni-August Traditionelle Heilpflanze
Trollblume Feuchtwiesen Alpenvorland Mai-Juni Stark gefährdet
Silberdistel Kalkmagerrasen Süddeutschland Juli-September Wetteranzeiger-Pflanze
Enzian Alpen und Mittelgebirge Juli-Oktober Streng geschützt

Beim Besuch dieser Standorte gilt die oberste Regel des Naturschutzes: Schauen, aber nicht anfassen oder gar pflücken. Bleiben Sie auf den Wegen, um die empfindlichen Böden und umliegenden Pflanzen nicht zu beschädigen. Die beste Belohnung ist ein Foto und die Erinnerung an die Begegnung mit einem seltenen Stück heimischer Natur.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ihre direkte Aktion im eigenen Garten hat oft einen größeren lokalen Einfluss auf die Artenvielfalt als eine passive Geldspende.
  • Ökologischer Wert entsteht durch Strukturvielfalt und „Unordnung“ (Totholz, Wildwuchs), nicht durch einen perfekt aufgeräumten Rasen.
  • Der Erfolg Ihrer Maßnahmen ist messbar: Beobachten Sie die Zunahme von Insekten und Vögeln mit einfachen Monitoring-Methoden.

Wie Sie Klimamechanismen wirklich verstehen und fundierte Entscheidungen statt Panikreaktionen treffen

Das lokale Engagement für Artenvielfalt ist ein entscheidender Baustein, aber es findet im Kontext globaler Veränderungen statt. Artensterben und Klimawandel sind zwei Seiten derselben Medaille und verstärken sich gegenseitig. Panik und Aktionismus, die auf einem unvollständigen Verständnis der Zusammenhänge beruhen, führen jedoch selten zu effektiven Lösungen. Um als Privatperson wirklich fundierte Entscheidungen zu treffen, ist ein Grundverständnis der Klimamechanismen unerlässlich.

Ein zentraler Punkt ist das Konzept der Rückkopplungsschleifen. Beispielsweise führt die Erderwärmung zum Schmelzen von Permafrostböden, die wiederum große Mengen Methan freisetzen – ein noch potenteres Treibhausgas, das die Erwärmung weiter beschleunigt. Gleichzeitig hat der Verlust der Biodiversität direkte Auswirkungen auf das Klima. Ein artenreicher Wald oder ein intaktes Moor speichert weitaus mehr Kohlenstoff als eine Monokultur oder eine trockengelegte Fläche. Der Schutz von Ökosystemen ist also aktiver Klimaschutz.

Hier schließt sich der Kreis zu Ihrem eigenen Garten. Ein artenreicher, gut strukturierter Garten ist nicht nur ein Lebensraum, sondern auch ein lokaler Klimapuffer. Wie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) betont, wirkt ein solcher Garten wie eine lokale Klimaanlage. Pflanzen kühlen ihre Umgebung durch Verdunstung, und ein gesunder, humusreicher Boden kann bei Starkregenereignissen viel mehr Wasser aufnehmen und speichern als ein verdichteter Boden unter einem Einheitsrasen. Ihre lokalen Maßnahmen für die Biodiversität haben also einen direkten, positiven Effekt auf das Mikroklima und Ihre persönliche Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels.

Anstatt in Panik zu verfallen, befähigt Sie dieses Wissen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Sie verstehen, warum der Verzicht auf Torf nicht nur Moore, sondern auch das Klima schützt. Sie erkennen, dass die Pflanzung eines Baumes nicht nur Schatten spendet, sondern aktiv die Umgebung kühlt. Ihr Handeln wird von einer reaktiven Geste zu einer proaktiven, wissensbasierten Strategie.

Beginnen Sie noch heute und verwandeln Sie Ihren Raum in eine Oase für die Artenvielfalt. Jeder Quadratmeter zählt und wird zu Ihrem persönlichen, messbaren Beitrag zum Schutz unseres Planeten.

Häufige Fragen zum Schutz lokaler Ökosysteme

Warum muss ich auf den Wegen bleiben?

Bodenbrüter wie im Wattenmeer sind extrem störungsempfindlich. Ein Verlassen der Wege kann zur Aufgabe von Gelegen führen und gefährdet ganze Populationen seltener Arten.

Sind Drohnen in Naturschutzgebieten erlaubt?

Nein, Drohnen lösen Panik bei Brutvögeln aus und sind in den meisten Schutzgebieten gemäß Bundesnaturschutzgesetz verboten. Die Störung kann zu Brutaufgaben führen.

Darf ich Pilze oder Pflanzen sammeln?

In Biosphärenreservaten wie der Rhön ist das Sammeln bestimmter Arten verboten. Das Bundesnaturschutzgesetz regelt den Schutz seltener Arten bundesweit.