
Zusammenfassend:
- Der Schlüssel zu echtem Umweltbewusstsein liegt nicht in Verboten oder Angstszenarien, sondern in der Förderung von Handlungskompetenz und Freude am Entdecken.
- Statt Kinder zu belehren, machen Sie sie zu „Lösungs-Entwicklern“, indem Sie auf erlebnisbasiertes Lernen setzen, vom Besuch im Reparatur-Café bis zum Anlegen eines Komposts.
- Eine altersgerechte Kommunikation, die auf positive Alternativen statt auf Verzicht fokussiert, schafft eine intrinsische Motivation für ein nachhaltiges Leben.
Viele Eltern und Pädagogen stehen vor einem Dilemma: Sie möchten der nächsten Generation die Wichtigkeit von Umweltschutz und Nachhaltigkeit vermitteln, haben aber Sorge, Ängste zu schüren oder durch ständige Ermahnungen eine Abwehrhaltung zu provozieren. Das Bild vom Kind, das sorgenvoll über schmelzende Eisberge grübelt, ist ebenso wenig erstrebenswert wie das des Teenagers, der bei jeder Erwähnung von „Energie sparen“ die Augen verdreht.
Die gängigen Ratschläge – ein gutes Vorbild sein, Müll trennen, öfter das Fahrrad nehmen – sind zwar richtig, kratzen aber oft nur an der Oberfläche. Sie führen im besten Fall zu erlerntem Verhalten, aber selten zu einer tiefen, inneren Überzeugung. Die wahre Herausforderung besteht darin, den Sprung von der reinen Wissensvermittlung zur echten, intrinsischen Motivation zu schaffen.
Doch was, wenn der wirksamste Ansatz nicht darin besteht, Kindern Regeln aufzuerlegen, sondern ihre angeborene Neugier und ihren Tatendrang zu kanalisieren? Dieser Leitfaden bricht mit dem Gedanken der Moralkeule und der Überforderung. Er zeigt einen Weg auf, der Kinder von passiven Regel-Befolgern zu aktiven und kreativen Lösungs-Entwicklern macht. Es geht darum, Umweltbewusstsein nicht als eine Liste von Verboten, sondern als ein spannendes Abenteuer voller Entdeckungen zu gestalten.
Wir werden gemeinsam erkunden, wie Sie angstfreie Gespräche über komplexe Themen wie den Klimawandel führen, welche Aktivitäten wirklich einen Unterschied im Bewusstsein machen und warum positive Anreize stärker wirken als jedes Verbot. Ziel ist es, eine Generation heranzuziehen, die Nachhaltigkeit nicht als Last, sondern als selbstverständlichen und freudvollen Teil ihres Lebens begreift.
Inhalt: Wie Sie die nächste Generation für eine nachhaltige Zukunft begeistern
- Wie Sie mit Kindern über Klimawandel sprechen, ohne Angst zu erzeugen?
- Welche 10 Aktivitäten vermitteln Kindern Umweltbewusstsein durch Erleben statt Vorträge?
- Wie Sie als Eltern das verstärken, was Kinder in der Schule über Umwelt lernen?
- Warum Verbote Kinder nicht umweltbewusst machen – und was stattdessen funktioniert?
- Wie sprechen Sie über Umwelt mit einem 5-Jährigen vs. einem 15-Jährigen?
- Wie Sie Naturparks mit Kindern erleben, ohne sie zu langweilen oder zu überfordern?
- Welche 7 Maßnahmen verwandeln Ihren Garten in ein Biodiversitäts-Refugium?
- Wie Sie täglich Ihre geistige Komfortzone verlassen und nachhaltig neugieriger werden
Wie Sie mit Kindern über Klimawandel sprechen, ohne Angst zu erzeugen?
Das Gespräch über den Klimawandel zu beginnen, fühlt sich oft an, als müsste man ein Minenfeld durchqueren. Das Ziel ist es, zu informieren, ohne zu lähmen. Der erste Schritt ist, anzuerkennen, dass Kinder oft mehr wissen und fühlen, als wir annehmen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung bestätigt, dass über 80 % der Jugendlichen in Deutschland ihre Sorge über den Klimawandel äußern. Diese Sorgen zu ignorieren, wäre falsch. Sie ernst zu nehmen, ohne sie zu verstärken, ist die Kunst.
Beginnen Sie mit einer Bestandsaufnahme: Fragen Sie Ihr Kind offen, was es bereits über das Thema weiß oder in der Schule gehört hat. Hören Sie aktiv zu und validieren Sie seine Gefühle, sei es Angst, Wut oder auch Hoffnung. Vermeiden Sie Katastrophenszenarien. Anstatt schmelzende Polkappen zu zeigen, konzentrieren Sie sich auf die lokalen und greifbaren Auswirkungen und vor allem auf die Lösungsansätze.
Nutzen Sie altersgerechte und vertrauenswürdige deutsche Medienformate wie „logo!“ oder „Die Sendung mit der Maus“, um das Gespräch zu beginnen. Diese Formate sind meisterhaft darin, komplexe Sachverhalte verständlich und ohne Panikmache aufzubereiten. Der entscheidende Punkt ist, den Fokus von der Größe des Problems auf die Wirksamkeit von Handlungen zu lenken. Zeigen Sie auf, dass überall auf der Welt – und auch direkt hier in Deutschland – kluge Köpfe an Lösungen arbeiten.
Ein konkretes Beispiel sind Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer-Institut, die Wege für ein klimaneutrales Deutschland bis 2045 untersuchen. Das Wissen, dass engagierte Wissenschaftler, Ingenieure und Aktivisten an der Sache dran sind, verwandelt das Gefühl der Ohnmacht in eine Perspektive der gemeinsamen Anstrengung. So wird das Kind nicht zum passiven Angstempfänger, sondern zum informierten Teil einer Lösungsbewegung.
Welche 10 Aktivitäten vermitteln Kindern Umweltbewusstsein durch Erleben statt Vorträge?
Theorie ist gut, aber echtes Verständnis entsteht durch Anfassen, Ausprobieren und Erleben. Statt Kindern Vorträge über Nachhaltigkeit zu halten, laden Sie sie ein, diese mit allen Sinnen zu entdecken. Erlebnisbasiertes Lernen schafft nicht nur Wissen, sondern auch eine emotionale Verbindung und die so wichtige Handlungskompetenz. Es geht darum, Nachhaltigkeit vom abstrakten Konzept in eine greifbare, oft freudvolle Realität zu verwandeln.
Der Besuch in einem Reparatur-Café ist hierfür ein Paradebeispiel. Wenn ein Kind sieht, wie sein kaputtes Lieblingsspielzeug nicht weggeworfen, sondern mit etwas Geschick und Wissen wieder zum Leben erweckt wird, lernt es mehr über Wertschätzung und Kreislaufwirtschaft als aus jedem Schulbuch. Es erlebt Selbstwirksamkeit und versteht, dass Reparieren eine kreative und befriedigende Alternative zum Neukaufen ist.

Folgende Aktivitäten verwandeln Kinder in kleine Forscher und Lösungs-Entwickler:
- Pfand-Kreislauf-Expedition: Verfolgen Sie den Weg einer PET-Flasche vom Supermarkt über den Pfandautomaten bis zum Verständnis des Recyclingprozesses.
- Regionale Schatzsuche: Entdecken Sie auf dem Wochenmarkt, welches Obst und Gemüse gerade Saison hat und direkt aus der Region kommt.
- Citizen Science Projekte: Nehmen Sie an Aktionen wie der „Stunde der Gartenvögel“ vom NABU teil und werden Sie zu Hobby-Wissenschaftlern.
- Kompost anlegen: Beobachten Sie das Wunder, wie aus Küchenabfällen wertvolle Erde für den Balkonkasten oder Garten wird.
- Unverpackt-Laden erkunden: Machen Sie das plastikfreie Einkaufen zu einem sinnlichen Erlebnis mit Gläsern, Spendern und dem Duft von losen Waren.
- Weitere Ideen: Bauen Sie ein Insektenhotel, führen Sie ein Wasserzähler-Tagebuch, gehen Sie auf Wildkräuter-Suche oder wagen Sie sich an Geocaching im nächsten Naturpark.
Wie Sie als Eltern das verstärken, was Kinder in der Schule über Umwelt lernen?
Die Schule legt oft ein wichtiges theoretisches Fundament zu Umweltthemen wie Mülltrennung, dem Wasserkreislauf oder erneuerbaren Energien. Doch allzu oft bleibt dieses Wissen abstrakt und losgelöst vom Alltag der Kinder. Ihre Rolle als Eltern ist es, die Brücke zwischen dem Klassenzimmer und der realen Welt zu schlagen. Indem Sie Schulthemen zu Hause erlebbar machen, verwandeln Sie passive Information in aktives Verständnis und gelebte Praxis.
Wenn im Sachunterricht die Mülltrennung besprochen wird, machen Sie daraus ein Spiel: Wer sortiert beim gemeinsamen Kochen die Verpackungen am schnellsten richtig? Besuchen Sie gemeinsam den örtlichen Recyclinghof und zeigen Sie die riesigen Berge an sortiertem Material. Das macht den Sinn hinter den bunten Tonnen im heimischen Hof unmittelbar begreifbar. So wird aus einer lästigen Pflicht eine nachvollziehbare, wichtige Aufgabe.
Ein weiteres Beispiel sind erneuerbare Energien. Anstatt nur über Windkraft zu sprechen, besuchen Sie einen nahegelegenen Windpark und staunen Sie gemeinsam über die Größe der Rotoren. Um das Thema Energie greifbar zu machen, können Sie als „Energie-Detektive“ eine Woche lang den Stromzähler beobachten und herausfinden, welche Geräte die größten Verbraucher sind. Konkrete Projekte wie die des Fraunhofer ISE zur Transformation des Energiesystems in Deutschland zeigen zudem, dass diese Themen keine graue Theorie, sondern die Grundlage für die Gestaltung unserer Zukunft sind.
Die folgende Tabelle gibt Ihnen weitere Anregungen, wie Sie eine direkte Verbindung zwischen schulischem Wissen und praktischem Familienalltag herstellen können:
| Schulthema | Praktische Umsetzung zu Hause | Gemeinsame Aktivität |
|---|---|---|
| Mülltrennung | Spielerisches Sortieren beim Kochen | Recyclinghof besuchen |
| Wasserkreislauf | Wasserzähler dokumentieren | Klärwerk oder Talsperre besichtigen |
| Ökosystem Wald | Blättersammlung anlegen | Waldspaziergang mit Bestimmungsbuch |
| Erneuerbare Energien | Stromverbrauch messen | Windpark oder Solaranlage besuchen |
Warum Verbote Kinder nicht umweltbewusst machen – und was stattdessen funktioniert?
„Lass das Licht nicht brennen!“, „Dusch nicht so lange!“, „Kauf das nicht, das ist alles in Plastik verpackt!“. Solche Sätze sind gut gemeint, aber auf lange Sicht oft kontraproduktiv. Verbote und ständige Ermahnungen erzeugen Druck, Reaktanz und das Gefühl, dass Umweltschutz vor allem aus Verzicht und Einschränkung besteht. Sie fördern keine intrinsische Motivation, sondern im schlimmsten Fall eine Haltung des „heimlich Machens“ oder der Gleichgültigkeit. Die Psychologie ist hier eindeutig: Menschen, und insbesondere Kinder, orientieren sich lieber an positiven Zielen als an der Vermeidung von Fehlern.
Der Umweltpädagoge Johannes Plotzki bringt es im Gespräch mit dem AOK Magazin auf den Punkt:
Viel geeigneter als reine Erklärungen ist aber der direkte Kontakt mit der Natur
– Johannes Plotzki, Interview mit AOK Magazin
Dieser Gedanke lässt sich erweitern: Viel geeigneter als Verbote ist das Zelebrieren von besseren Alternativen. Statt Fast-Fashion zu verbieten, loben Sie einen Taschengeld-Bonus für Second-Hand-Käufe aus und inszenieren den Flohmarktbesuch als Schatzsuche. Statt den Plastik-Joghurtbecher zu kritisieren, machen Sie den Einkauf im Unverpackt-Laden zu einem Highlight der Woche, bei dem das Kind selbst Nudeln und Müsli abfüllen darf.

Der Schlüssel liegt im sogenannten positiven Handlungsrahmen. Anstatt zu sagen „Lass das Licht nicht an“, fragen Sie „Wer will heute unser Energie-Detektiv sein und darauf achten, dass wir keine Energie verschwenden?“. Diese Umformulierung verwandelt eine Regel in eine Mission und ein Verbot in ein Spiel. Etablieren Sie positive Gewohnheiten wie die selbstverständliche Nutzung von Stofftaschen oder Trinkflaschen nicht durch Zwang, sondern durch entspanntes Vorleben. So wird Nachhaltigkeit nicht zur Pflicht, sondern zur coolen, klugen und befriedigenden Normalität.
Wie sprechen Sie über Umwelt mit einem 5-Jährigen vs. einem 15-Jährigen?
Einheitsbotschaften funktionieren in der Umwelterziehung nicht. Ein Ansatz, der einen Fünfjährigen begeistert, wird einen Teenager langweilen – und umgekehrt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Kommunikation und die Aktivitäten an das Alter und den Entwicklungsstand des Kindes anzupassen. Es geht darum, die richtige Ebene zu finden, um Neugier zu wecken, ohne zu über- oder unterfordern.
Bei einem fünfjährigen Kind steht der direkte Sinneskontakt mit der Natur im Vordergrund. In diesem Alter geht es um das Fühlen von Moos, das Beobachten eines Regenwurms oder das Lauschen von Vogelstimmen. Komplexe Zusammenhänge wie der globale Klimawandel sind zu abstrakt. Sprechen Sie in Geschichten und Bildern. Helden wie die Biene Maja, die ihre Blumenwiese retten will, sind verständlicher als CO₂-Statistiken. Kurze, einfache Erklärfilme, wie sie „Die Sendung mit der Maus“ bietet, sind ideal. Die zentrale Botschaft lautet: „Die Natur ist unser wunderschönes Zuhause, und wir passen gut darauf auf.“
Ein fünfzehnjähriger Jugendlicher hingegen sucht nach logischen Zusammenhängen, hinterfragt Autoritäten und entwickelt ein starkes Gerechtigkeitsempfinden. Jetzt ist die Zeit für Fakten, Diskussionen und die Auseinandersetzung mit politischen und wirtschaftlichen Dimensionen. Statt nur Tiere zu beobachten, kann man nun über Artenschutzgesetze diskutieren. Statt einfach Müll zu trennen, kann man gemeinsam Greenwashing-Kampagnen von Unternehmen analysieren. Bewegungen wie Fridays for Future, anspruchsvolle Dokumentationen oder die Analyse von wissenschaftlichen Daten sind jetzt die richtigen Anknüpfungspunkte. Der Fokus verschiebt sich von der lokalen Naturerfahrung zur globalen Verantwortung und den Möglichkeiten gesellschaftlichen Engagements.
Die folgende Tabelle fasst die unterschiedlichen Herangehensweisen zusammen:
| Aspekt | 5-Jährige | 15-Jährige |
|---|---|---|
| Medien | Sendung mit der Maus, Biene Maja | Fridays for Future, Dokus |
| Fokus | Sinneskontakt mit Natur | Politische Zusammenhänge |
| Aktivitäten | Waldspaziergang, Tiere beobachten | Greenwashing analysieren, Demos |
| Sprache | Geschichten und Helden | Fakten und Diskussion |
Wie Sie Naturparks mit Kindern erleben, ohne sie zu langweilen oder zu überfordern?
Der gut gemeinte Plan, „einen schönen Tag in der Natur“ zu verbringen, endet für viele Familien mit quengelnden Kindern und gestressten Eltern. Ein einfacher Spaziergang ist für viele Kinder schlicht zu langweilig. Der Trick besteht darin, den Ausflug in einen deutschen Naturpark mit einer Mission oder einem Abenteuer zu verknüpfen. Es geht darum, den Entdeckergeist zu wecken und dem Waldbesuch ein Ziel zu geben, das über „Ankommen“ hinausgeht.
Eine der effektivsten Methoden hierfür ist Geocaching, die moderne Form der Schnitzeljagd per GPS. Viele deutsche Naturparks und Tourismusregionen, wie der Südschwarzwald, bieten speziell für Familien konzipierte Routen an. Das Suchen nach dem nächsten Hinweis, das Lösen kleiner Rätsel und die Vorfreude auf den „Schatz“ (oft eine kleine Box mit Tauschgegenständen) motivieren Kinder, auch längere Strecken ohne Murren zurückzulegen. Plötzlich wird der Wald zur Kulisse für ein spannendes Abenteuer.
Planen Sie den Besuch strategisch. Binden Sie interaktive Elemente wie die Besucherzentren der Nationalparks (z. B. das Nationalparkzentrum Königsstuhl auf Rügen) mit ein. Wählen Sie gezielt Themen- und Erlebnispfade, wie Baumwipfelpfade, Barfußpfade oder Moor-Lehrpfade, die Abwechslung und sinnliche Erfahrungen bieten. Eine weitere hervorragende Möglichkeit sind geführte Touren mit einem Ranger. Diese Experten wissen genau, wie sie Kindern die Geheimnisse des Waldes auf spannende Weise näherbringen können.
Fallbeispiel: Löwenzahn-Geocaching als Motivations-Booster
Um aus einem potenziell langweiligen Spaziergang ein echtes Abenteuer zu machen, hat der Verband Deutscher Naturparke eine Kooperation mit der beliebten ZDF-Sendung „Löwenzahn“ ins Leben gerufen. Überall in Deutschland sind spezielle „Löwenzahn-Caches“ versteckt. Kinder werden so zur Schatzsuche in der Natur eingeladen. Wer den versteckten Code findet und an die Löwenzahn-Redaktion schickt, wird mit einer kleinen Überraschung belohnt. Diese Verknüpfung aus Medienhelden, spielerischer Suche und einer Belohnung am Ende ist ein perfektes Beispiel, wie man die intrinsische Motivation von Kindern für Naturerlebnisse weckt.
So wird der Naturpark-Besuch von einer Pflichtübung zu einem unvergesslichen Erlebnis, das eine positive und dauerhafte Verbindung zur Natur schafft.
Welche 7 Maßnahmen verwandeln Ihren Garten in ein Biodiversitäts-Refugium?
Der eigene Garten oder sogar der Balkon ist das perfekte Labor, um Kindern die Prinzipien der Biodiversität hautnah zu vermitteln. Statt eines sterilen, aufgeräumten Rasens können Sie eine lebendige Oase schaffen, die Igeln, Vögeln und Insekten ein Zuhause bietet. Dies ist nicht nur ein wertvoller Beitrag zum Artenschutz, sondern auch eine unerschöpfliche Quelle für Entdeckungen und Lernmomente direkt vor der Haustür.
Verabschieden Sie sich vom Gedanken des pflegeintensiven Schottergartens und legen Sie stattdessen blühende Staudenbeete an. Der wichtigste Schritt ist jedoch, eine „wilde Ecke“ zuzulassen. Säen Sie eine Mischung aus regionalen Wildblumen aus und beobachten Sie gemeinsam, welche Schmetterlinge und Bienen von den Blüten angelockt werden. Diese Ecke wird schnell zum spannendsten Ort im ganzen Garten.
Eine weitere, äußerst wirkungsvolle Maßnahme ist das Anlegen einer Benjeshecke. Dieser aufgeschichtete Wall aus Totholz, Ästen und Zweigen mag auf den ersten Blick unordentlich wirken, ist aber ein Fünf-Sterne-Hotel für unzählige Lebewesen. Igel finden hier ein sicheres Winterquartier, Vögel nisten darin und unzählige Insekten leben im verrottenden Holz. Für Kinder ist es faszinierend zu beobachten, wie dieses „tote“ Material vor Leben nur so wimmelt.

Mit wenigen Handgriffen können Sie die Artenvielfalt weiter fördern: Installieren Sie eine flache Wasserschale als Vogel- und Insektentränke, hängen Sie Nisthilfen wie Vogelhäuser und Insektenhotels auf und bevorzugen Sie heimische Pflanzen, an die unsere Tierwelt angepasst ist. Ein eigener Komposthaufen schließt den natürlichen Kreislauf und zeigt eindrücklich, wie aus Abfall wieder Leben entsteht.
Ihr Audit-Plan für einen artenreichen Garten
- Kontaktpunkte identifizieren: Wo findet in Ihrem Garten bereits Natur statt und wo nicht? Listen Sie alle Bereiche auf: Beete, Rasen, Hecken, Mauern, versiegelte Flächen.
- Bestandsaufnahme durchführen: Inventarisieren Sie vorhandene Pflanzen (heimisch vs. exotisch) und Strukturen (Totholzhaufen, Wasserstellen, Nistkästen). Was fehlt?
- Abgleich mit Biodiversitäts-Zielen: Unterstützen die aktuellen Elemente Vögel, Insekten und Kleintiere? Konfrontieren Sie den Status quo mit dem Ziel (z.B. Schottergarten vs. Staudenbeet).
- Einzigartigkeit prüfen: Gibt es bereits eine charakteristische „wilde Ecke“ oder eine Benjeshecke, die als Lebensraum-Hotspot dient? Wenn nicht, wo könnte eine entstehen?
- Maßnahmenplan erstellen: Priorisieren Sie, was einfach umzusetzen ist (Nistkasten aufhängen, Wasserstelle einrichten) und was langfristig geplant wird (Hecke pflanzen, Schotterfläche entsiegeln).
Das Wichtigste in Kürze
- Ein angstfreier Dialog über den Klimawandel, der auf Lösungen statt auf Katastrophen fokussiert, ist entscheidend, um Kinder handlungsfähig zu machen.
- Erlebnisbasiertes Lernen, sei es im Reparatur-Café, auf dem Wochenmarkt oder beim Bau eines Insektenhotels, schafft mehr Bewusstsein und emotionale Bindung als jeder Vortrag.
- Positive Formulierungen und das Zelebrieren von nachhaltigen Alternativen sind psychologisch weitaus wirksamer als Verbote und ständige Ermahnungen.
Wie Sie täglich Ihre geistige Komfortzone verlassen und nachhaltig neugieriger werden
Die wirkungsvollste Umwelterziehung geht über einzelne Aktivitäten hinaus – sie ist eine Haltung. Es ist die Haltung der Neugier, des Hinterfragens und der Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen. Wenn Sie diese Haltung vorleben, geben Sie Ihren Kindern das wertvollste Werkzeug für eine nachhaltige Zukunft an die Hand: die Fähigkeit, zu lernen, sich anzupassen und kreativ nach besseren Wegen zu suchen.
Fordern Sie sich und Ihre Familie mit kleinen, täglichen „Neugier-Challenges“ heraus. Anstatt immer mit dem Auto zu fahren, beschließen Sie, eine Woche lang die Stadt nur mit dem ÖPNV, dem Fahrrad oder zu Fuß zu erkunden. Sie werden nicht nur CO₂ sparen, sondern auch Ihre Umgebung mit ganz neuen Augen sehen, verborgene Wege entdecken und ein viel besseres Gefühl für Distanzen und die eigene Stadt entwickeln.
Wenden Sie beim Einkaufen die „Warum-Kette“ an: Warum kommen die Erdbeeren im Winter aus Spanien? Warum ist diese Gurke in Plastik eingeschweißt? Diese Fragen führen zu spannenden Diskussionen über Saisonalität, Transportwege und globale Zusammenhänge. Kochen Sie einmal pro Woche ein unbekanntes, saisonales Gemüse aus deutschem Anbau. Das erweitert nicht nur den kulinarischen Horizont, sondern schärft auch das Bewusstsein für regionale Kreisläufe.
Das Verlassen der Komfortzone bedeutet auch, gewohnte Routinen zu durchbrechen. Nehmen Sie bewusst einen anderen Weg zur Arbeit oder zur Schule. Philosophieren Sie mit Ihren Kindern beim Abendessen und stellen Sie „Was wäre wenn…“-Fragen, die zum Nachdenken anregen. Schauen Sie gemeinsam Dokumentationen, die komplexe globale Verflechtungen aufzeigen. Diese kleinen Verschiebungen im Alltag trainieren den „Neugiermuskel“ und verhindern, dass man in gedanklichen Trampelpfaden stecken bleibt. Es ist diese gelebte Offenheit, die Kinder dazu inspiriert, selbst zu kritischen Denkern und lebenslangen Lernern zu werden – die beste Voraussetzung, um die Herausforderungen von morgen zu meistern.
Beginnen Sie noch heute damit, kleine Abenteuer und neugierige Fragen in Ihren Alltag zu integrieren. Beobachten Sie, wie aus Ihren Kindern nicht nur umweltbewusste Menschen, sondern vor allem engagierte und kreative Entdecker einer nachhaltigen Welt werden.